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November 8, 1763

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[Symbol for Tuesday] Den 8ten Nov.

Zu Mittag trafen die l. Geschw. Grubens mit ihrem Exu-
lanten Gemeinlein, aus 44 Seelen bestehend, von Nazareth
hier ein, ruheten einige Stunden aus, und wurden zulezt
auf dem Gemein-Saal von sämtlichen Arbeitern gesehen, den
Wunden Jesu empfohlen, u. mit dem Kuß der Liebe u. der heuti-
gen remarqualen Los. Richte deinen Weg vor mir her; Laß
meine Seele Schritt vor Schritt mit deiner Seel ziehe, im
friede Jesu Christ dimittirt, u. bis über die Lecha begleitet,
woselbst sie mit den Indianer-Geschw.n von Nain, 77 an
der Zahl, zusammen kamen, u. so unter Bedeckung des dazu
von der Obrigkeit ernannten Sheriffs, der aber als ein Vater
für sie besorgt ist, ihre flucht weiter fortsezten.

Der Anblick sonderl. so vielen alten Väter u. Mütter,
Krancken u. Schwangern, Stillenden u. Säugenden, die
aber wie die Lämmer aussahen, u. mit einem vergnügten
Blick, getrosten Muth u. zufriedenen Herzen ins Exilium
gingen, ohne zu wißen, wohin? war sehr afficirend, u. mit
innigstem Mitleiden begleitet. Außer Geschw. Grubens
gingen noch einige Brr. von hier mit, diese 121 braune Schäf-
gen nach Philad. zu begleiten.

In der Versammlung der A. Mahls-Geschw. applicirte
Br. Petrus die heutige wichtige Los.: Richte deinen Weg vor
mir her, mit Allegation der vor- u. nachhergehneden Worte:
Herr leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde
willen–denn in ihrem Munde ist nichts gewißes–ihr Rachen

 

 

 

 

ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen heucheln sie, auf die
extraordinaire Begebenheit mit diesen beiden ofterwehnten
Indianer-Gemeinlein, denen die Gem. den Herzl.n Wunsch:
Behalt sie eingeschloßen–Du hast dein Blut vergoßen für
diese Heiden Gemein etc. nach schickte, u. sie so dann auf den Knien
unter einem reichen Thränen=Guß als die Erstlinge aus den hiesigen
Heiden, die Er sich durch blutigen Schweiß erworben u. mit
saurer Mühe gesammlet hat, dem Aug und Wächter Israel
anbefahl. Zum Beschluß dieser mit einem sel. Friedens-Ge-
fühl begleiteten Versammlung wurde geungen: Du bist
nicht mehr in dieser Welt, uns hast Du so dahin gestellt.

In einer aparten Versammlung des Jungfern-Chors
wurde die L. Schw. Mar. Magdalene als Oeconoma aller
led. Schw.n in America, Schw. Seidlizin als Diaconisse
u. Vorsteherin des hiesiges Chores u. die Schw. Sal. Stein-
mannin als Pflegerin der gr. Mädgen vom Br. Petro vorge-
stellt, u. zugl. bekannt gemacht, daß die enge Conferenz
in Hhuth ihre bisherige treue u. gesegnete Pflegerin, die Schw.
Anne Rose, nach Europa gerufen, an ihre Stelle aber im
Pfleger-Amte bey dem hiesigen Jungfern-Chore die Schw.
Susanne v. Gersdorf ernannt habe; Erstere verbliebe aber
bis zu ihrer Abreise, die noch nicht zu determiniren wäre,
in ihrer bisherigen Activitaet.

Um 9 Uhr war die Singstde der Gemeine.

 



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