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Bald darauf besserte es sich mit ihrer Gesundheit, obgleich
sie bis ans Ende eine
Schwache auf der Brust behielt. In Späterer Jahren hat sie
auch ofters viel
an Rhumatischen Schmerzen besonders in des Beinen zu leiden, dessen un-
geachtet können nie sagen, daß sie ihren langen 33 jährigen
Vor Sabbath, wahr
haft genoßen hat-denn der stille Umgang mit dem Schmerzens Mann,
der
ihr schon in fruhen Jungend so kostlich worden--blieb ihre Leuchte, ihr
Friede u.
ihr Trost, u. erquickte sie täglich aufs neue. Am dem Wohl
u. Wehe des
Schwestern Chors u. den einzelenen Glieder nahm sie unausgesezt
den nächsten Antheil ? unterstüzte es durch ihr Gebete u. durch
werkthätige
Hulfe, sonderlich hatte sie die größte Freude wenn sie der
hülfsbedürftigen
Diaconie unter die Arme greifen konnte. Gemäß ihren hohen
Alten
merkte man allerdings eine Abnahme ihrer Körper u. Geistes Kräfte
doch war es zum Erstaunen wie sie sich aufrecht zu erhalten wußte.
Wenn Wetter u. Weg es erlaubten, besonders am festtagen, ließ sie
sich
in die Kirche führen, weil ihr der Gemeinshafts Segen in der Versammlungen
über alles ging, öfters besuchte sie auch noch bey ihren Freundinnen
im Ort. Am leztern Aeltesten Fest hatte sie noch die freude dem
Morgensegen u. das Hl. Amhl in der Mitte der Gemeine beywohnen zu können
das war aber auch ihr lezter Ausgang der Ort. Der am dem nemlichen
Tag statt findende schnelle Heimruf ihrer vieljährigen Freundin Schw.
Maria Gill richtete ihr Gemüth bestimmter als je, auf ihr eigene
nahe
bevorstehenden Vollendung. Vor ohngefähr 14 Tagen erklärte
sie sich
gegen eine Freundin auf eine sehr erbauliche weise darüber.
"Ich habe, sagte
sie, einen überaus tröstlichen Besuch von meinem Heiland erfahren-u.
könte ihm so recht vertraulich meine Sehnsucht ans Herz legen, bald
bey
ihm daheime zu seyn. Ich ging so weit ihm kindlich die frage vorzulegen
"Willst du nicht mich balde zu dir nehmen? ? u. ein unbeschreiblich tröst-
liches Gefühl gab mir die Versicherung-ich werde dich gewiß
nicht vergeßen
oder versäumen." Wie bald ging diese köstliche Zusage
in Erfüllung
Sie wurde von der herrschenden Influenza befallen, u. obgleich der An-
fall nicht von der bedenklichsten Art schien, so wurde doch ihre Brust
die immer mehr od. weniger am Beklemmungen litt, bald so angegriffen
daß man merken mußte, daß ihre Vollendung herannahe,
obgleich sie
selbst sich darüber nicht äußert. Als am 19t dieses
ihre sehr geliebten
Geschwister Gottlob Kummers von Nazareth herbeyeilten sie nachmals zu
besuchen
hatte sie darüber die größte freude, u. da dieselben die
Post zur Rückweise
verfehlten, so war das die Veranlaßung daß ihr l. freundin
Schw. Kummer
bey ihren Heimgang zugegen seyn konnte, welche am 20ten fruh im der 8ten
Stunde so schnell eintrat-daß ihr der lezte segen nicht mehr ertheilt
werden
könnte. Still u. sanft ward ihr theuer Seele von das Kreuzens
schwere fesseln
befreyt zum Anschauen dessen gelangt den sie hienieden über alles
geliebt.
Ihr Alter hat sie gebracht auf 89 Jahr weniger 17 Tage.
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