Lebenslauf des verw. Brs. Johann Christian
Till
Unser im Herrn entschlafener
verwitweter Br. Joh. Chrn. Till
wurde in Gnadenthal, woselbst sein Vater
Hausliturgus
war, den 18t May 1762 geboren. Seine
Eltern, die Geschwr
Jacob u. Rosina Till, die in seinem 4ten
Jahr zur Bedienung
der Gemeine in Bethel berufen wurden, woselbst
sie noch
einem 18 jährigen Dienst, in einem
Zwischenraum von
10 Tagen nach einander aus der Zeit ginen,
thaten ihn
in die Erziehungs Anstalt nach Nazareth
Hall. Da er
nach der damals üblichen Erziehungs
Methode sehr streng u.
hart gehalten wurde, so machte dis auf
sein emporstrebendes
aber dabey lernbegieriges Gemuth, einen
sehr nachtheiligen
Eindruck; doch lehrte es ihn daneben, wie
aus einem von ihm
hinterlassenen Aufsatz von seinen Lebens
Umständen her-
vorgeht, "sich mit kindlichem Gebet u.
Thränen zu Gott unserm
Heiland" dem Hulfer in aller Noth, zu wenden.
Da er sich einmal in einer kinderstunde
"mit besonderm Herzens
Gefühl sich angeregt fühlte,
seine Stimme vorstechend zu erheben,
so daß es Aufsehen erregte" so wurde
dis die erste Gelegen-
heit, daß man auf das bey ihm liegend
Talent zur Music auf
merksam wurde. Sein damaliger Lehrer,
Br. Simon Peter
nahm ihn daher in besondern Unterricht,
welches ganz seiner
Lieblings Neigung gemäß war.
In Kurzem war er so weit
gediehen, daß ihm schon in seinem
11t Jahr der regelmäßige
Auftrag wurde, die Orgel in Kinderstunden
zu spielen,
wobey seine Fertigkeit schon so weit ging
"daß er alle gebrauch-
lichen Chorale auswendig, u. aus mehren
Tönen spielen
konnte."
In seinem 13t Jahr kam er nach Bethlehem
um die Nagelschmidt
Profession zu erlernen. Zur Zeit
der Americanischen Revolution,
da unter andern das hiesige Chorhaus der
led. Brüder, in ein
militarisches Hospital u. Bergungs Ort
für Brittische Gefan-
gene eing verwandelt wurde, gerieth
er, so wie mehre
seines gleichen, in einen verwilderten
u. zügellosen Gang.
Desto überraschender war es für
ihn, daß er um dieselbe
Zeit zur Aufnahme in die Gemeine u. zum
erstmaligen
Genuß des H. Amls. mitderselben gelangen
durfte, "wo-
durch er zum ersten Nachdenken über
sich selbst u. seinen
Zustand gebracht wurde"; u. herzlich freute
er sich späterhin
als das hospital wieder aufgehoben wurde,
u. alles wie-
der in das vorige Gleis kam, das Chorhaus
wieder beziehen
zu können.
Nachdem ihn sein Lehrmeister mit dem 21t
Jahr, vom Handwerk
entlassen hatte, u. er sich so genöthigt
sah, anderweitige